„Worte, nichts als Worte?“
„Worte, nichts als Worte!“, so hören wir manchmal als Kommentar, wenn viel geredet und doch nichts Wichtiges gesagt wurde. Aber Worte können es
auch in sich haben, Lebenshaltungen ausdrücken oder gar zu Zauberworten werden.
Jedes Jahr werden Worte des Jahres bekanntgegeben. Auf der Frankfurter Buchmesse wurde kürzlich das Jugendwort
des Jahres gekürt: „Das crazy“. Jugendliche nutzten, so die Jury, „Das crazy“, wenn sie sonst nichts mehr zu sagen hätten
oder ihnen keine passendere Antwort einfalle. Die deutschenglische Wortkombination werde außerdem verwendet,
wenn man nicht ausführlicher antworten oder einfach nur höflich bleiben wolle.
Ebenfalls wurde vor kurzem das Wort „Roban“ zum oberfränkischen Wort des Jahres gewählt. Die Älteren unter und
wissen, was damit gemeint ist:
Der Schubkarren. Er ist dafür da: Mist nei, Holz nei, Bluma nei, zum Spaß Kinner nei, und manchmal sogar Besuffene vom Festla damit hemgfahrn.
Von ganz besonderen Wörtern las ich im neuen Adventskalender
„Der Andere Advent
2025/2026“. Da lese ich besondere
Worte und Wortkombinationen,
die mich stutzig machen:
FRUSTSCHUTZ - Morgenschimmer
- ZUSAMMENFREUDE-
Augenweite - Himmelszeit
- NACHTFÄDEN - TROSTFLIMMERN
- Wärmnis - Mutausbruch
- Seelenanker - Offenkunde
- FROHLOCKVOGEL
Bekannte Worte bekommen durch Veränderung einen besonderen
Drive: z.B aus Frostschutz wird Frustschutz, aus Augenweide Augenweite, aus Wutausbruch Mutausbruch.
Oder es gibt ganz neue Wortschöpfungen: Zusammenfreude, Nachtfäden, Wärmnis, Frohlockvogel. Aber gerade dadurch bringen sie mich zum
Nachdenken und Rätseln: Was ist damit eigentlich gemeint? Welchen Impuls können gerade diese rätselhaften Wortschöpfungen mir für mein Leben geben?
Der Songwriter Max Prosa rät:
Und kommt ein Gedanke
Den Du nicht gewohnt bist
Sollst Du ihn bemerken
Ihn formen zur Sprache
Probieren vorm Spiegel
Und wenn er dir steht
Fang an ihn zu tragen
Dich neu zu begreifen
Vertrau seiner Weisung…
Vielleicht wäre das einmal eine gute Anregung für den Advent? Ich suche mir ein Adventswort, das mich durch die Tage bis
Weihnachten begleitet. Vielleicht kommt mir sogar eine neue Wortschöpfung. Solche Worte können zu einem Schatz werden, der neue Ideen hervorbringt,
etwas von der Tiefe meiner Seele zum Ausdruck bringt, mir Kraft, Mut und Zuversicht gibt.
Vielleicht verstehe ich dann an
Weihnachten die biblischen
Worte „Und das Wort ist
Fleisch geworden“ ganz neu.
Eine gesegnete Advents- und
Weihnachtszeit wünscht Ihnen
Pfarrer Stefan Mai

